Operation

Mit Ausnahme milder Fälle ist eine dauerhafte und effektive Behandlung des Hyperparathyreoidismus in der Regel nur durch einen operativen Eingriff möglich. Operationen an den Nebenschilddrüsen erfordern wegen der engen anatomischen Lage zu den Stimmbandnerven und der häufigen Lagevarianten sehr viel Erfahrung. Solche Operationen sollten daher nur von Chirurgen durchgeführt werden, die über eine hohe Kompetenz in der Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenchirurgie verfügen.

Die operativen Strategien unterscheiden sich je nach Form des Hyperparathyreoidismus grundlegend:

  • Erkrankung einer Nebenschilddrüse
  • Beim primären Hyperparathyreoidismus ist in über 90% der Fälle nur eine Drüse erkrankt (solitäres Nebenschilddrüsenadenom). Dann muss auch nur diese krankhafte Drüse entfernt werden. Die verbleibenden gesunden Drüsen übernehmen nach einer kurzen Erholungsphase die komplette Funktion, so dass keine dauerhaften Nachteile entstehen.
  • Erkrankung aller Nebenschilddrüsen
  • Beim sekundären und tertiären Hyperparathyreoidismus sind in der Regel alle Nebenschilddrüsen erkrankt, beim primären HPT nur in weniger als 10% der Fälle. Zur definitiven Heilung der Überfunktion müssten im Prinzip alle kranken Nebenschilddrüsen komplett entfernt werden.

 

Bislang gibt es noch keinen praktikablen medikamentösen Ersatz für körpereigenes Parathormon. Daher sollte nicht alles Nebenschilddrüsegewebe entfernt werden.

Zur Sicherung einer ausreichenden Hormonproduktion gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird ein Teil einer  Nebenschilddrüse an der ursprünglichen Stelle belassen (sogenannte inkomplette bzw. subtotale Parathyreoidektomie) oder es werden am Hals alle Nebenschilddrüsen entfernt und ein zerkleinerter Teil einer Nebenschilddrüse an einer anderen Körperstelle wieder eingepflanzt (z. B. am Arm oder Bein, sogenannte komplette bzw. totale Parathyreoidektomie mit partieller Auto-Replantation). Die kleinen Nebenschilddrüsen haben nämlich eine enorme biologische Potenz und produzieren in der Regel auch nach der Wiedereinpflanzung ausreichend Parathormon. Zur Sicherheit kann frisch entnommenes Nebenschilddrüsengewebe schockgefroren und für eine mögliche Verpflanzung zu einem späteren Zeitpunkt aufbewahrt werden (sogenannte Kryokonservierung).

Die komplette und inkomplette Nebenschilddrüsenentfernung haben jeweils prinzipielle Vor- und Nachteile.

Die komplette Entfernung hat den erheblichen Vorteil, dass bei einer erneuten Erkrankung der Nebenschilddrüsen nicht wieder im Narbengewebe am Hals und in der Nähe der Stimmbandnerven operiert wurden muss und so das Risiko einer Stimmbandschädigung bei einer eventuellen Zweitoperation sicher ausgeschlossen wird.

Bei der Wiedereinpflanzung der Nebenschilddrüse wird eine oberflächliche und leicht zugängliche Körperstelle gewählt, so dass eventuelle Folgeoperationen sehr risikoarm sind. Die Replantation hat den prinzipiellen Nachteil, dass es nach der Wiedereinpflanzung eine Zeit lang dauern kann, bis ausreichend Hormon produziert wird. Häufig fällt die Entscheidung für eine komplette oder fast-komplette Nebenschilddrüsenentfernung mit oder ohne Wiedereinpflanzung erst bei der Operation in Kenntnis der konkreten Situation.

Im St. Agatha Krankenhaus Köln favorisieren wir wegen guter Erfahrungen nach Möglichkeit die komplette Parathyreoidektomie mit gleichzeitiger Replantation.