Leistenbruch

(Hernie)

  • Diagnose

    Wie wird ein Leistenbruch festgestellt und wann wird operiert?

    Beim Verdacht auf einen Leistenbruch benötigt der erfahrene Chirurg für eine definitive Beurteilung in der Regel nur eine kurze Befragung und Betastung des Patienten. Dann kann er dem Patienten mitteilen, ob eine Operation erforderlich bzw. ratsam ist oder nicht. Da es keine andere effektive Behandlung des Leistenbruches gibt und auch ein Bruchband das Problem nicht löst, ist mit Ausnahme kleiner und beschwerdefreier Brüche in der Regel eine operative Korrektur des Leistenbruches erforderlich.

  • Operationsverfahren

    Es gibt unzählige Operationsmethoden zur Behandlung von Leistenbrüchen. Heutzutage unterscheidet man im Wesentlichen zwei Hauptgruppen von Operationsverfahren:

    Operationen ohne Kunststoffnetz:
    Der Bruch wird über einen Schnitt in der Leiste offen beseitigt und die Bruchlücke mit körpereigenem Gewebe eingeengt oder verschlossen. Die meisten dieser Methoden beruhen auf dem Prinzip der sogenannten Doppelung. Hierbei werden die körpereigenen Strukturen wie Faszien und Muskeln im Bereich der Bruchlücke übereinander gezogen und wie bei einem Zwei-Reiher-Jacket übereinander vernäht. Klassische Vertreter dieser Verfahren sind die Operationen nach Shouldice oder Bassini.

    Operationen mit Kunststoffnetz:
    Zur Abdichtung der Bruchlücke und zur dauerhaften Verstärkung der Leistenregion werden feine Kunststoffnetze eingelegt. Diese Netze bestehen aus dem gleichen Material wie die Nähte, die bei den anderen Operationsverfahren verwendet werden. Die Netze bauen sich nicht ab und verbleiben auf Dauer im Körper. Die Netze können entweder von innen durch die Bauchhöhle mit den Spiegelinstrumenten (laparoskopisch, endoskopisch) oder von außen über einen kleinen Schnitt in der Leiste eingelegt werden. Beim endoskopischen ebenso wie beim offenen Zugang gibt es verschiedene konkrete Techniken, die sich mehr oder weniger unterscheiden bzw. gleichen.

  • Empfehlung von Operationsverfahren

    Es gibt keine einfache und pauschale Antwort, die für jeden Bruch und jeden Patienten gültig ist.
    Fasst man den derzeitigen Wissensstand zusammen, so gilt im Allgemeinen:

    • OP-Verfahren mit Kunststoffnetzen gehen mit geringeren Schmerzen, einer rascheren Erholung und einer geringeren Gefahr für einen Wiederholungsbruch einher als die klassischen Operationen ohne Netz.
       
    • Die laparoskopische und offene Netzeinpflanzung über einen minimal-invasiven Zugang führen zu vergleichbar günstigen Resultaten.
       
    • Die laparoskopische Operation durch den Bauchraum erfordert im Gegensatz zu den offenen Operationen immer eine Vollnarkose mit den entsprechenden Nachteilen und Risiken.
       
    • Bislang gibt es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse über nachteilige Folgen durch das Kunststoffnetz. Obwohl diese Netze seit etwa 50 Jahren weltweit bei vielen Millionen Patienten eingepflanzt wurden, ist bislang kein einziger Fall einer Krebsentstehung oder dergleichen bekannt. Richtig ist, dass die Netze nach der Einpflanzung wie jede Narbe eine Schrumpfungstendenz haben. Dieses wird bei der Operation berücksichtigt. Selten auftretende Probleme nach einer Netz-Einpflanzung (z.B. Wanderung, Nervenirritation) sind in der Regel auf eine ungenügende Operationstechnik und nicht auf das Netzmaterial selbst zurückzuführen.

    All diese Aspekte sind bei der definitiven Auswahl des Operationsverfahrens zu berücksichtigen und mit dem Patienten zu besprechen. Aufgrund der breiten Ausrichtung und langjährigen Erfahrung der Ärzte im St. Agatha Krankenhaus Köln ist es möglich, mit jedem Patienten das für ihn optimale Operationskonzept zu erarbeiten.

  • Plomb-und-Patch-Technik

    Die Plomb-und-Patch Technik wurde in Amerika von dem Chirurgen Rutkow entwickelt und nennt sich dort Plug- and Patch-Repair.
    Die Plomb- und Patch-Operation wird in minimal-invasiver Technik über einen wenige Zentimeter großen Schnitt in der Leistenregion durchgeführt. Nach Beseitigung des Bruches wird ein speziell gefaltetes Stück Kunststoffnetz als Stopfen bzw. Plombe (englisch: „Plug“) zur Abdichtung in die Bruchlücke eingesetzt. Zur Verstärkung der restlichen Leistenregion und zur Vorbeugung eines Wiederholungsbruches wird ein zweites Kunststoffnetz als Patch ("Flicken") locker zwischen zwei Schichten der Leistenfaszien eingelegt. Der Vorteil im Vergleich zu anderen Verfahren ist, dass nur ganz wenige Nähte erforderlich sind, sodass die Gefahr für eine ungewollte Schädigung von Nerven und für dauerhafte Nervenschmerzen gering ist.

    Anders als die endoskopischen Verfahren durch die Bauchhöhle kann die Plomb- und Patch-Reparation in lokaler Betäubung der Leistenregion durchgeführt werden. Das ist für die Patienten ein großer Vorteil und eröffnet einen maximalen Behandlungskomfort. Durch den Wegfall des Narkoserisikos ist dieses Vorgehen besonders günstig und empfehlenswert für ältere Patienten und für Patienten mit schweren Begleiterkrankungen und Risikofaktoren (7). Wegen dieser Besonderheit kommen gerade solche Patienten von weit her in das St. Agatha Krankenhaus Köln zur Operation. Die Operateure verfügen über  große Erfahrung bei der Operation und Betreuung solcher Risikopatienten.

    Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die exzellenten Früh- und Spätresultate der Plomb-und Patch-Operation (1 – 11). Das betrifft auch die Sexualfunktion und Hodendurchblutung (9). Diese Erkenntnis ist nicht nur für sexuell aktive Männer von Bedeutung. Da ein Leistenbruch unmittelbar am Samenstrang liegt, kann es durch den Bruch zu Einschränkungen der sexuellen Aktivität und Leistungsfähigkeit kommen. Diese Störungen können sich nach der Beseitigung der Hernie in Plomb- und Patch-Technik wieder verbessern (11). Wichtig ist, dass nicht zu spät operiert wird.

    Die Plomb- und Patch-Methode ist ebenfalls sehr gut geeignet bei Wiederholungsbrüchen nach Voroperationen (10).

    Aus allen genannten Gründen entscheiden sich die meisten Patienten für eine Plomb- und Patch-Reparation. Bei Bedarf oder Wunsch werden aber auch andere Verfahren mit und ohne Kunststoffenetze angeboten.

  • Ambulante oder stationäre Operation

    Die Entscheidung über eine rein ambulante oder eine stationäre Behandlung wird im gemeinsamen Gespräch zwischen Arzt und Patient getroffen.

    Entscheidende Gesichtspunkte sind die Größe des Bruches, eventuelle Begleiterkrankungen, die gegebenen Möglichkeiten der ambulanten Nachbeobachtung zu Hause, die Lebensumstände und auch der Wunsch des Patienten.

    Ein oft sehr sinnvoller und von vielen Patienten gewünschter Kompromiss zwischen ambulanter und stationärer Behandlung ist die so genannte stationäre Kurzzeitbehandlung. Der Patient kommt erst am Morgen der Operation auf die Station und bleibt dort für 24 Stunden. Wenn alles in Ordnung ist, kann der Patient das Krankenhaus am Tag nach der Operation schon wieder verlassen. Sollten Probleme auftreten, kann der stationäre Aufenthalt auch kurzfristig je nach Bedarf verlängert werden.

  • Betäubung

    Welche Betäubung wird durchgeführt?

    Beim ersten Auftreten eines Leistenbruches bevorzugen wir die Operation in örtlicher Betäubung. Dies ist ungefährlicher als eine Voll- oder Rückenmarknarkose und bietet vor allem den Vorteil, dass der Patient unmittelbar nach der Operation wieder wach ist, essen, trinken und aufstehen kann. Neben der örtlichen Betäubung erhält der Patient während der kurzen Operation zur Beruhigung Medikamente, sodass er von der Operation selbst nichts mitbekommt. Zum Ende der Operation soll der Patient husten und pressen. Dadurch wird die Stabilität noch während der Operation überprüft und ein sicherer Bruchverschluss gewährleistet. Der Vorteil gegenüber der Voll- oder Rückenmarksnarkose ist, dass bei der Voll- und Rückenmarksnarkose diese aktive intraoperative Qualitätskontrolle nicht möglich ist.

    Falls der Patient es wünscht oder der medizinische Befund es erfordert (z.B. Wiederholungsbrüche nach Voroperationen, große Hodenbrüche), kann sich der Patient gemeinsam mit dem Narkosearzt auch auf ein anderes Narkoseverfahren als die lokale Betäubung verständigen.

  • Operationsvorbereitung

    Vor einer Leistenbruchoperation sind immer folgende Schritte notwendig:

    • Aufklärungsgespräch mit dem Chirurgen und dem Narkosearzt und
    • mindestens eine orientierende Blutuntersuchung. 

    Je nach Bedarf und Befund sind gelegentlich auch noch weitere Untersuchungen erforderlich (z.B. EKG, Röntgenaufnahme des Brustkorbes, Ultraschalluntersuchung). Diese Untersuchungen werden in der Regel im Rahmen der präoperativen Vorbereitung ambulant durchgeführt.

  • Operationstag

    Die Operationen erfolgen in der Regel am Vormittag. Vor der Operation wird der unmittelbare Operationsbereich in der Leiste rasiert. Nach Beendigung der Operation wird der Patient vom Pflegepersonal aus dem OP abgeholt und in sein Zimmer gebracht. Gegen Wundschmerzen und Wundschwellungen wird die Operationswunde sofort mit Eis gekühlt und spezielle Medikamente verabreicht. Nach einer Operation in lokaler Betäubung kann der Patient im Prinzip unmittelbar nach der Operation essen und trinken und in Begleitung aufstehen. Je nach Verlauf und Situation kann der Patient das Krankenhaus noch am Abend der Operation oder später verlassen. Über die weitere Behandlung und Belastung nach einer Plomb-und-Patch-OP erhält jeder Patient ein detailliertes Merkblatt.

  • Nachbehandlung

    Die nachfolgenden Empfehlungen sind allgemeine Verhaltensregeln bei ungestörtem Behandlungsverlauf. Sie sollen Ihnen als Erinnerungsstütze dienen. Bei Unklarheiten oder weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren Operateur. Da nicht alle Menschen und alle Leistenbrüche gleich sind, können sich im Einzelfall auch Änderungen in der Nachbehandlung ergeben. In diesem Fall werden Sie gesondert informiert und beraten.

    In der Regel gilt bei normalem Behandlungsverlauf:

    Duschen / Waschen
    Bei einer trockenen Wunde kann ab dem dritten postoperativen Tag mit dem weißen Schutzpflaster kurz geduscht werden (Wasserkontakt bis drei Minuten). Nach dem Duschen wird das weiße Schutzpflaster entfernt (nicht die braunen Klebepflaster!) und nach vorsichtigem Abtrocknen der Wunde wird erneut ein frisches weißes Schutzpflaster aufgeklebt. 

    Entfernen der Klebepflaster und des Hautfadens
    Der Hautfaden und die braunen Klebepflaster können zwischen dem 9. bis 11. Tag nach der Operation entfernt werden.

    Belastungen
    Bis zum Abschluss der Wundheilung (Fädenziehen) sollten Sie sich bis auf die üblichen Verrichtungen des täglichen Lebens keine größeren Belastungen zumuten. Danach ist eine schrittweise Belastungssteigerung möglich. Die Steigerung richtet sich nach den individuell noch bestehenden Beschwerden, dem Allgemein- und Trainingszustand und ist daher von Patient zu Patient unterschiedlich. Gerechnet vom Operationstermin an, kann mit folgenden Aktivitäten begonnen werden:

    Nach 2 Wochen: Wandern, Auto fahren, Rad fahren, Intimverkehr
    Nach 3 Wochen: Leichte Sportarten wie Joggen, Gymnastik, Tanzen
    Nach 4 Wochen: Ballspiele (Fußball, Handball, Basketball, Tennis, usw.)
    Nach 6 Wochen: Keine Einschränkungen mehr, Vollbelastung möglich.

  • Berufstätigkeit / Arbeitsunfähigkeit

    Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit ist je nach beruflichen Anforderungen und eventuell noch bestehenden Beschwerden unterschiedlich. Erfahrungsgemäß variiert die Arbeitsunfähigkeit zwischen zwei Tagen und vier Wochen und liegt im Durchschnitt bei etwa zwei bis drei Wochen.

Sollten Sie Fragen oder sonstige Anliegen haben, können Sie sich gerne telefonisch unter 0221 7175-4338 oder per E-Mail direkt an unser Case-Management wenden.

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