Untersuchung der Schilddrüse

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Für die Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen stehen heute eine ganze Reihe moderner Untersuchungsmethoden zur Verfügung.

 
Tastuntersuchung und Vorgespräch

Zu einer gründlichen Untersuchung zählt vorab ein ausführliches Patientengespräch über Vorerkrankungen, Schilddrüsenkrankheiten in der Familie, Beschwerden, Essgewohnheiten sowie eine körperliche Untersuchung mit Abtasten der Halsregion. Mögliche Vergrößerungen der Schilddrüse (Struma) können von einem erfahrenen Arzt meist schon von außen erfühlt und beurteilt werden. 

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Ultraschall

Das wichtigste bildgebende Diagnose-Verfahren ist die Schilddrüsen-Sonografie. Dabei wird die Halsregion mit einem Schallkopf von außen untersucht. Das Ultraschallbild lässt Rückschlüsse auf Größe, Lage, Form und Gewebebeschaffenheit der Schilddrüse zu. Mit modernen Geräten können Knoten bereits ab einer Größe von wenigen Millimetern erkannt werden.

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Die Untersuchung ist strahlenfrei und nicht mit Nebenwirkungen verbunden. Sie kann daher beliebig oft bei einem Patienten eingesetzt werden und eignet sich daher sehr gut auch zur Verlaufsbeobachtung. Die Ultraschalluntersuchung ist die wichtigste Methode zum frühzeitigen Erkennen von krankhaften strukturellen Veränderungen wie Vergrößerungen und Knoten und wird daher großzügig eingesetzt. Auch der Krankheitsverlauf nach operativen Eingriffen kann per Ultraschall kontrolliert werden.

Bei der Sonografie wird das Volumen jedes Schilddrüsenlappens in Millilitern (ml) bestimmt. Auch die Größe von Knoten, Zysten und anderen krankhaften Veränderungen kann hierdurch exakt ausgemessen werden. Das auf diese Weise erzeugte Bild gibt jedoch keine Auskunft über die Funktionstüchtigkeit der Schilddrüse.
 

Szintigrafie

Die Szintigrafie der Schilddrüse ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, bei der die Jodaufnahme der Schilddrüse dargestellt wird. Die Verteilung der Jodaufnahme erlaubt wiederum Rückschlüsse auf die Funktion der Schilddrüse und kann dadurch Hinweise auf verschiedene Erkrankungen geben.

Areale in der Schilddrüse, in denen kein oder sehr wenig Jod aufgenommen wird, nennt man "kalt". Areale mit überproportionaler Aufnahme von Jod werden als "warm" bezeichnet, bei sehr starker Speicherung als "heiß". Kalte Knoten produzieren keine Schilddrüsenhormone, es handelt sich meist um Zysten, um gutartige Tumore, manchmal auch um einen Krebs. Warme oder heiße Knoten führen zur Überproduktion von Schilddrüsenhormonen, es handelt sich meist um so genannte autonome Adenome.

Die Begriffe "kalt", "warm" und "heiß" beziehen sich schlichtweg auf die Farbgebung im Szintigramm, die in den 1950er Jahren allgemeingültig vereinbart und bis heute beibehalten wurden. Aktives Gewebe wird in warmen Farben (in Rot und Gelb) dargestellt. Knoten oder Schilddrüsengewebe mit reduzierter Aktivität werden im Szintigramm in kühleren (kalten) Farben wie Blau oder Violett dargestellt.

Für die normale Szintigrafie der Schilddrüse wird wegen der geringeren Strahlenbelastung in der Regel kein radioaktiv markiertes Jod, sondern radioaktives Technetium verwendet. Dieses verhält sich im Körper wie Jod. Es wird nur von der Schilddrüse aufgenommen, dort aber nicht gespeichert und vom Körper nach kurzer Zeit wieder ausgeschieden. In der Regel wird die radioaktive Substanz über eine Kanüle in die Armvene verabreicht, bisweilen kann das Mittel auch geschluckt werden. Die Zeit, bis eine optimale Darstellung gelingt, beträgt meist etwa eine Viertelstunde.

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Die radioaktiven Strahlen werden von einem Aufnahmegerät (z. B. Gamma-Kamera) registriert. Durch Messung der radioaktiven Aktivität gewinnt der Arzt Bilder, die er mit Hilfe eines Computers auswertet. Strukturen, die viel Kontrastsubstanz aufgenommen haben (z. B. so genannte heiße Knoten), werden farblich anders dargestellt als Bereiche mit geringerer Anreicherung. So entsteht ein zweidimensionales Bild in unterschiedlichen Farbschattierungen, ein so genanntes Szintigramm.

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Neben dem Technetium-Szintigramm zur Basisdiagnostik gibt es auch noch andere szintigraphische Untersuchungen zur Beantwortung spezieller Fragestellungen. So zum Beispiel das Suppressions-Szintigramm zur weiteren Abklärung bei warmen und heißen Knoten, das Jod-Szintigramm vor einer Radiojodtherapie oder in der Krebsnachsorge sowie das Sestamibi-Szintigramm zur Beurteilung der Stoffwechselaktivität kalter Knoten.

 

Labormedizinische Untersuchungen

Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung können nachfolgend unterschiedliche Blutuntersuchungen Klarheit bringen. Die Auswertung in einem Fachlabor ist ein außerordentlich verlässlicher Test zur Ermittlung von Schilddrüsenfehlfunktionen. Die gängigsten Untersuchungen sind:
 

  • TSH-Wert:
    TSH (Thyroidea Stimulierendes Hormon) wird von der Hirnanhangdrüse gebildet und steuert die Schilddrüsenaktivität. TSH ist ein empfindlicher Marker, mit dem bereits drohende Fehlfunktionen frühzeitig festgestellt werden können. Ist der TSH-Wert im Blut zum Beispiel zu niedrig, während die Schilddrüsenhormonwerte aber noch normal sind, handelt es sich um eine so genannte schlafende Überfunktion (latente Hyperthyreose). Umgekehrt liegt eine schlafende Unterfunktion (latente Hypothyreose) vor, wenn der TSH-Wert erhöht, sich die Schilddrüsenhormone im Blut jedoch ebenfalls im normalen Bereich bewegen. Der TSH-Wert ist auch hilfreich bei der Beurteilung, ob eine Schilddrüsenfunktionsstörung durch eine Störung in der Schilddrüse selbst oder in der Hirnanhangdrüse verursacht wird.
     
  • T3/T4-Werte:
    Bei TSH-Werten außerhalb des Normbereiches oder für spezielle Fragestellungen kann die Menge von Schilddrüsenhormonen (T3 und T4) im Blut bestimmt werden.
     
  • TRH-Test:
    Manchmal ist ein zusätzlicher TRH-Test erforderlich, der die Beurteilung der Funktion des Regelkreises zwischen Schilddrüse und Gehirn erlaubt. Dabei wird zuerst die Konzentration des TSH im Blut bestimmt. Anschließend wird dem Patienten 200 Mikrogramm TRH in die Vene gespritzt oder ein Nasenspray verabreicht, um die TSH-Ausschüttung zu stimulieren. Nach einer halben Stunde erfolgt ein weiterer Bluttest. Je nach TSH-Anstieg ergibt sich dann die Diagnose: Ein geringer TSH-Anstieg könnte auf eine Hyperthyreose hindeuten, ein starker Anstieg könnte ein Hinweis auf eine Hypothyreose sein.
     
  • Antikörper-Spiegel:
    Bei Hinweisen auf eine Schilddrüsenentzündung können beim Morbus Basedow oder der Hashimoto-Thyreoiditis verschiedene Autoantikörper bestimmt werden (z. B. TRAK, TPO). Hierdurch können verschiedene Formen der Autoimmunerkrankungen abgegrenzt und unterschieden werden. Die Ergebnisse eignen sich auch zur Verlaufsbeobachtung.
     

Darüber hinaus können im Blut des Patienten noch zahlreiche andere Substanzen bestimmt werden, die jeweils Rückschlüsse auf verschiedene Schilddrüsenerkrankungen erlauben. Da diese Analysen relativ aufwändig und kostenintensiv sind, werden sie in der Regel nur bei einem konkreten Verdacht eingesetzt.

Bei allen Blutuntersuchungen ist es wichtig zu wissen, dass nicht die reinen Testergebnisse an sich, sondern eine medizinisch fundierte Bewertung in Zusammenschau aller Befunde entscheidend ist. Neben natürlichen Schwankungen (z. B. während der Schwangerschaft) können die Testergebnisse auch durch schilddrüsenunabhängige äußere Faktoren wie etwa die Einnahme von Schmerzmitteln mit Acetylsalizylsäure (z. B. Aspirin), Kortisonpräparate oder die Antibabypille beeinflusst werden. Dies sollte in einem ausführlichen Patientengespräch zur Sprache kommen.

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Feinnadelpunktion

Bei dieser Methode werden durch eine dünne Hohlnadel winzige Gewebeteile aus der Schilddrüse entnommen. Die Nadel wird mit Hilfe von Ultraschall an der gewünschten Stelle positioniert. Mittels Unterdruck können einzelne Zellen herausgesaugt und zur Untersuchung in ein Speziallabor gegeben werden. Die Punktion wird meist zur Abklärung krebsverdächtiger Knoten eingesetzt und kann unter Umständen hilfreiche Hinweise ergeben. Ein definitiver Ausschluss von Bösartigkeit ist dadurch leider nicht möglich.