Hypotheyreose - Schilddrüsenunterfunktion

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Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bildet die Schilddrüse zu wenig der Schilddrüsenhormone T4 und T3. In der Folge ist der Stoffwechsel der betroffenen Menschen krankhaft verlangsamt, funktioniert sozusagen nur noch in Zeitlupe. Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit nimmt dementsprechend ab.
 

Hinweise auf eine Unterfunktion der Schilddrüse

Im Erwachsenenalter entwickelt sich eine Schilddrüsenunterfunktion meist schleichend, anfangs treten keine oder kaum Beschwerden auf. Symptome machen sich in der Regel erst bei einer stärkeren Unterfunktion bemerkbar. Die Beschwerden müssen nicht alle auftreten und können auch unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Für eine Hypothyreose typische Anzeichen sind:
 

  • extreme Müdigkeit, übermäßig schnelle Erschöpfung
  • depressive Verstimmung
  • Konzentrationsstörungen
  • Antriebsmangel
  • Kopfschmerzen
  • Desinteresse
  • Kälteempfindlichkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Verstopfung
  • erhöhte Infektanfälligkeit
  • kühle, trockene Haut
  • geschwollenes Gesicht, geschwollene Zunge und Augenpartien
  • stumpfe Haare, Haarausfall
  • brüchige Nägel
  • raue, heisere Stimme
  • Gewichtszunahme
  • niedrigere Pulsfrequenz
  • Zyklusstörungen bei Frauen
  • Verminderte Fruchtbarkeit und Libido, Impotenz
  • abgeschwächte Muskeleigenreflexe

 

Formen und Häufigkeit

Insgesamt gesehen zählt die Schilddrüsenunterfunktion zu den häufigsten hormonellen Erkrankungen. Von unzureichender Versorgung der Körperzellen mit Schilddrüsenhormonen oder einem Mangel an Schilddrüsenhormonen sind wenigstens 1 Prozent der Bevölkerung betroffen, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt.

Die Herstellung und Abgabe von Hormonen aus der gesunden Schilddrüse steht unter der Kontrolle mehrerer Gehirnanteile. Dort werden übergeordnete  Botenstoffe gebildet, die die Produktion und Abgabe von Schilddrüsenhormonen steuern.

Entsprechend der beteiligten Hirnareale werden drei Formen der Hypothyreose unterschieden:
 

  • Primäre Hypothyreose
    Fehlende oder mangelhafte Produktion von Schilddrüsenhormonen bei krankhafter Schilddrüse
  • Sekundäre Hypothyreose
    Fehlende Anregung zur Hormonproduktion bei krankhafter Hirnanhangdrüse
  • Tertiäre Hypothyreose
    Fehlende Anregung zur Hormonproduktion bei krankhaftem Hypothalamus (Gehirnanteil)

 
Ein Defekt in der Funktion der Schilddrüse (primäre Hypothyreose) ist die mit Abstand häufigste Form der Schilddrüsenunterfunktion. Die sekundäre und tertiäre Hypothyreose sind extrem selten.
 

Bei der primären Hypothyreose unterscheidet man zwischen:

  • einer angeborenen Form
  • einer erworbenen Form

Statistisch kommt etwa jedes 3000. Neugeborene mit einer angeborenen Hypothyreose zur Welt. Dank eines gesetzlich eingeführten Bluttests für alle Neugeborenen (sog. Neugeborenen-Screening) wird die Schilddrüsenfunktion bereits zwischen dem dritten und fünften Lebenstag anhand einiger Tropfen Blut aus der Ferse untersucht. Denn Menschen mit einer vererbten Schilddrüsenunterfunktion leiden in der Regel ein Leben lang unter diesem Defekt, der sich so gut wie nie zurückbildet.

Die erworbene Hypothyreose ist relativ häufig. Gut ein Prozent der Gesamtbevölkerung bekommt im Laufe des Lebens eine Schilddrüsenunterfunktion. Dabei sind Frauen etwa fünf Mal häufiger betroffen als Männer.
 

Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion

In den allermeisten Fällen liegen die Gründe für die Unterfunktion der Schilddrüse im Organ selbst: Sie kann bei Geburt zum Beispiel komplett fehlen oder zu klein für die Versorgung des Körpers mit den lebenswichtigen Schilddrüsenhormonen sein.
Deutlich häufiger wird die Schilddrüsenunterfunktion jedoch im Lauf des Lebens erworben.
Dies kann durch Verlust oder eine Zerstörung von ursprünglich funktionsfähigem Schilddrüsengewebe geschehen, also zum Beispiel durch:
 

 

Diagnose

Wenn die Beschwerden des Patienten und die körperliche Untersuchung einen Verdacht ergeben haben, wird als nächster Schritt eine Blutprobe entnommen. Die Schilddrüse wird abgetastet. Dabei können eine vergrößerte Schilddrüse und / oder Knoten gefunden werden. Bei der Blutuntersuchung werden die (freien) Schilddrüsenhormone fT3, fT4 und das TSH bestimmt. Typisch ist die krankhafte Erhöhung des TSH-Werts. Darüber hinaus kann die Konzentration der Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 erniedrigt sein.

In den meisten Fällen wird, bei entsprechendem Ausfall des Bluttests, eine weitergehende Untersuchung der Schilddrüse erfolgen, um die Ursache für die Unterfunktion herauszufinden. Die Schilddrüse wird mittels Ultraschall untersucht. Dabei wird die Lage des Organs im Hals und dessen Größe bestimmt. Es wird nach festen Knoten und Zysten (flüssigkeitsgefüllte Räume) gesucht. Die Struktur der anderen Organanteile wird besichtigt. In bestimmten Fällen wird eine Szintigrafie der Schilddrüse durchgeführt.

Therapie

Die Behandlung der Hypothyreose mit Schilddrüsenhormon ist eine reine Hormonersatztherapie - unabhängig von der Ursache der Unterfunktion. Dem Körper wird das fehlende körpereigene Hormon von außen in Tablettenform zugeführt wird. Bei richtiger Dosierung ist die Behandlung in der Regel frei von Nebenwirkungen. Es kommt allerdings manchmal vor, dass die Patienten die Präparate eines bestimmten Herstellers besser vertragen als die eines anderen.

Die für den einzelnen Patienten richtige Dosis wird individuell festgelegt. Manchmal muss man bei der optimalen Dosierung ein bisschen ausprobieren und tricksen. Dem erfahrenen Arzt bereitet eine optimale Einstellung in der Regel keine Schwierigkeiten. Unter einer individuell eingestellten Hormongabe normalisieren sich die zuvor bestehenden Beschwerden und die körperlichen und psychischen Veränderungen meist rasch und es ist mit einem unkomplizierten Verlauf zu rechnen: Leistungsfähigkeit oder Lebensdauer sind in keiner Weise eingeschränkt.

In den meisten Fällen ist die Tabletteneinnahme lebenslang erforderlich. Wichtig sind dabei regelmäßige Kontrollen. Zum einen muss die Thyroxin-Dosierung durch eine Blutabnahme überprüft werden, da sie gelegentlich der Restfunktion der Schilddrüse, dem Alter des Patienten und eventuell auch geänderten Lebensumständen (z. B. Schwangerschaft) angepasst werden muss. Darüber hinaus sollte auch eine gelegentliche Ultraschallkontrolle der Schilddrüse erfolgen. Bilden sich nämlich in einer Hashimoto-Schilddrüse Knoten, so besteht die Gefahr einer möglichen Entartung. Bei Zweifeln an der Gutartigkeit eines solchen Knotens, kann letzte Gewissheit nur eine Operation in Kombination mit einer Gewebeuntersuchung bringen.