Morbus Basedow

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Bei dieser Autoimmunerkrankung bildet der Körper Abwehrstoffe (sog. Antikörper), die sich gegen körpereigene Strukturen richten. In diesem Fall wird die Schilddrüse zu einer ständigen Hormonproduktion angeregt, wodurch es in der Folge zu einer Schilddrüsenüberfunktion kommt. Bei der Überproduktion reagiert die Hirnanhangdrüse zwar durch einen Abfall des TSH, die kranke Schilddrüse springt jedoch nicht auf diesen Regulationsversuch an.

Die Erkrankung betrifft die gesamte Schilddrüse und nicht nur bestimmte Areale. Die Ursachen sind allerdings weitgehend unbekannt. Es gibt eine familiäre Veranlagung. Auslösende Faktoren können auch zum Beispiel Stress und seelische Belastungen sein.

Die Basedowsche Erkrankung kann nicht nur die Schilddrüse, sondern auch andere Organe befallen. Besonders gefürchtet ist die Mitbeteiligung der Augen ("endokrine Orbitopathie"). Etwa 60 Prozent der Patienten sind betroffen. Daher sind bei jedem Patienten Kontrollen durch einen Augenarzt ratsam. Bei der endokrinen Orbitopathie kommt es zu Schwellungen und Gewebevermehrungen um die Augen und in den Augenmuskeln. Das kann vielfältige Auswirkungen auf die Augenfunktion und Sehkraft haben. Charakteristisch ist das Auftreten von so genannten  „Glupsch- oder Glotzaugen“ (Exophtalmus). Da in der knöchernen begrenzten Augenhöhle kein Platz ist, müssen die Augen nach vorne ausweichen und es kommt zu den charakteristischen weit aufgerissenen, hervortretenden Augen.

 

Zur genauen Beurteilung der Augenhöhlen kann eine Kernspintomographie (MRT) sinnvoll sein. Die vorstehenden Augäpfel können durch die Entfernung des überschüssigen Gewebes verbessert werden. Dazu gibt es verschiedene Operationsverfahren. Im St. Agatha Krankenhaus Köln wird von Dr. med. Ulrich Fabian die transpalpebrale Dekompression nach Prof. Olivari bevorzugt. Manchmal sind weitere operative Korrekturen durch einen Augenarzt erforderlich.

Eine ursächliche Behandlung des Morbus Basedow gibt es bisher nicht. Zunächst wird die Überproduktion der Schilddrüsenhormone behandelt. Der Patient bekommt Medikamente, die die Bildung der Schilddrüsenhormone bremsen, sogenannte "Thyreostatika".

Es ist bekannt, dass sich die Überfunktion bei etwa 40 Prozent der Patienten im Verlauf von 12 bis 18 Monaten von selbst wieder bessern kann und die Patienten dann keine weiteren Thyreostatika mehr einnehmen müssen. Umgekehrt kommt es bei etwa 60 Prozent der Patienten nach Absetzen der Thyreostatika zu einer erneuten oder bleibenden Hyperthyreose. Spätestens dann ist eine definitive Therapie durch eine Radiojodtherapie oder eine Operation angezeigt.

Da die Behandlung mit Thyreostatika nicht frei von im Einzelfall schwerwiegenden Nebenwirkungen ist und viele Patienten im Verlauf doch definitiv behandelt werden müssen, wird zum Beispiel von Schilddrüsenexperten in Nordamerika und weiten Teilen Asiens generell eine möglichst frühzeitige Therapie zur Beseitigung der Schilddrüse befürwortet. Dadurch wird die Behandlungszeit in jedem Fall erheblich verkürzt. In Deutschland wird häufig zunächst ein Behandlungsversuch mit Thyreostatika über einen Zeitraum von etwa 12 Monaten versucht.

Das im Einzelfall beste Vorgehen und die Entscheidung für eine frühe oder spätere Radiojodtherapie oder Operation hängt natürlich ganz wesentlich von der konkreten Befundkonstellation und den Wünschen des Patienten ab. So ist zum Beispiel bei großen Schilddrüsen, sehr hohen Entzündungswerten und bei zusätzlichen Knoten eine frühzeitige operative Therapie empfehlenswert.

Das gilt prinzipiell auch bei einer begleitenden Orbitopathie, da sich die Operation günstiger auf den weiteren Verlauf auswirkt und sich eine Orbitopathie unter einer Radiojodtherapie verschlechtern kann. Da sich zum Beispiel auch Rauchen sehr ungünstig auf den Verlauf bei Morbus Basedow auswirkt, ist bei starken Rauchern eine spontane Erholung sehr unwahrscheinlich. Dann sollte besser eine frühe ablative Therapie erfolgen.